Die EXPO ist die Botin der Technokratie des 21. Jahrhunderts. Es wird vermittelt, dass alle Probleme der Menschheit mit Hilfe der Technik lösbar sind. Die negative Seiten des Technikeinsatzes werden dabei bewußt außer Acht gelassen. Um aber bei der Bevölkerung akzeptiert zu werden, präsentiert die EXPO auch scheinbar umweltfreundliche Techniken. So kommt es, dass die Lösungsansätze von Gentechnik bis Ökolandbau, von Atomkraft bis Photovoltaik und Bevölkerungskontrolle reichen. Ziel der meisten Projekte ist unserer Ansicht nach nicht die Verbesserung der Lebensverhältnisse und die Beseitigung der Ursachen für fortschreitende Umweltzerstörung, sondern eine höhere Akzeptanz des kapitalistischen Systems oder Standortverbesserung.
"Darstellung des Sanierungsprozesses, der Sanierungsabfolge sowie von Sanierungstechnologien der umweltverträglichen Beseitigung der Hinterlassenschaften des Uran-Erzbergbaues an ausgewählten Standorten und eines Aufbereitungsbetriebes".
"Das Projekt verfolgt das Ziel, die Komplexität von Vorbereitung und Durchführung der Sanierung der Hinterlassenschaften des Uranerzbergbaus als wesentlichen Bestandteil der Standortverbesserung und Weiterentwicklung der Region transparent darzustellen, die Verzahnung der Sanierungstätigkeit mit den Aspekten und vielfältigen Aufgaben der gesamträumlichen Revitalisierung und Strukturentwicklung zu verdeutlichen und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Wirtschaft auf einen entwicklungsfähigen Raum zu lenken."
Zum einen, um den wirtschaftlichen Aufschwung in der betroffenen Region voranzubringen (Infrastruktur, Arbeitsplätze) und außerdem kann dies als gutes Beispiel für andere Uranbergbaugebiete gelten. Es macht nix, wenn durch den Bergbau eine Region verschandelt wird, mit entsprechendem technischen und finanziellen Einsatz lässt sich alles wieder reparieren.
"Nach einer hundertjährigen Bergbautradition, die eine erhebliche Landschaftszerstörung zur Folge hatte, sollen in einem umfassenden Ansatz Schäden beseitigt, ökologische und landschaftliche Werte geschaffen und Flächen sowie Gebäude sinnvoll nachgenutzt werden."
Es geht um die Vermarktung der Region (Tourismus), die Schaffung neuer Möglichkeiten zur Ausbeutung (Infrastruktur und Arbeitsplätze) und die Relativierung von Schäden durch den Bergbau - es läßt sich alles reparieren.
"Darstellung des Strukturwandels eines industriellen Chemiestandortes mit hohen Umweltbelastungen, veralteten Technologien und geringer Effizienz zu einem leistungsfähigen mittelständischen Industriepark durch Entwicklung und Produktionsüberführung von innovativen Konstruktions- und Funktionswerkstoffen aus nachwachsenden und polymeren Rohstoffen, Verfahren und Produkten."
Chemiefasern, Naturfasern, biotechnologische Proteine, Recyclingprodukte, ... egal, es wird alles verarbeitet Hauptsache es rechnet sich.
"Das Verfahren beschäftigt sich mit der Aufarbeitung von Kraftwerksaschen zu Baustoffen. Das entstehende Material kann als Tragschicht im Straßenunterbau, für Platzbefestigungen, Wegebau, Halden- und Altlastensanierungsprojekte verwendet werden."
Nicht Verhinderung von Umweltbelastung steht mit diesem Verfahren im Vordergrund, sondern die Beseitigung/Verarbeitung/ Vermarktung der Folgen der Kohleverbrennung und auch anderer Verbrennungsverfahren, z.B. der Müllverbrennung.
"Das Ausstellungsprojekt zeigt modernstes werkstoffliches Kunststoffrecycling unter Einsatz innovativer Energietechnik. Dabei soll auch gezeigt werden, wie durch intelligente Anlagenplanung und ein dezentrales Energiekonzept der Primärenergieverbrauch mehr als halbiert werden kann."
Folienregenerierung unter dem Stichwort der Steigerung der Ressourcenproduktivität.
Die Energiespartechnik durch ein Blockheizkraftwerk und die Nutzung der Abwärme ermöglicht einen Primärenergienutzungsgrad von ca. 90 %.
Eigentlich intelligent, aber viel intelligenter wäre es, Müll von vornherein zu vermeiden. Dazu bräuchte Mensch gar keine Energie.
Der Wirtschaft dient dieses Projekt natürlich auch so. EXPO als Werbeveranstaltung.
"Das Projekt hat die Entwicklung und den Einsatz innovativer dreidimensionaler textiler Strukturen mit feuchteleitenden Eigenschaften für Anwendungen in medizinischen Bereichen zum Inhalt."
"Gegenstand des Projektes ist die Umstrukturierung eines sozialistischen Industrie- und Wohnstandortes zu einer unter den Bedingungen der Marktwirtschaft ökonomisch und sozial stabilen, lebendigen Stadt. Zur EXPO sollen der Prozeß der Umstrukturierung, Arbeitsmethoden und Instrumente sowie Ergebnisse dieses Entwicklungsprozesses sichtbar gemacht werden."
Jetzt haben sich also auch unsere Wohngegenden den Bedingungen der Marktwirtschaft unterzuordnen, damit die ArbeitnehmerInnen regeneriert, gesund und lustvoll zur Arbeit erscheinen. (Sofern sie sich die umstukturierten Wohnungen noch leisten können.)
"Im ehemaligen Kasernengelände soll ein neues Quartier entstehen, das die Vielfalt städtischer Lebensformen ermöglicht. Dabei müssen die entstehenden Wohnungen und ihr Umfeld auf die sozialen Veränderungen der postindustriellen Gesellschaft reagieren: die sich wandelnden Familienstrukturen, die neuen Arbeitsverhältnisse, die neuen Formen der medial vermittelten Kommunikation."
"Die Klosteranlage Volkenroda soll gemäß ihrer ursprünglichen Verwendung als Ort der Einkehr (Klosterkirche und Klosterhof), der Prägung durch gemeinsames Leben und Arbeiten (durch Betrieb einer ökologischen Landwirtschaft und Ansiedlung von Handwerk und Gewerbe) sowie der umfassenden Bildung und Erziehung (europäisches Jugendbildungszentrum mit Gästehäusern) wiederbelebt werden. Seit Beginn der Aufbauarbeiten 1994 hat sich eine Lebensgemeinschaft mit Familien und ledigen Brüder gebildet. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2001 vorgesehen."
Nischen zur Befriedung und Beschäftigung für frustrierte RevolutionärInnen soll’s also auch noch geben. So integriert das System Widerstand und entschärft ihn damit.
"Die Stadt Weimar zusammen mit der Bauhaus-Universität Weimar wollen sich der Herausforderung stellen, vor dem Hintergrund des umfassenden gesellschaftlichen Strukturwandels und neuer technischer, kultureller und gestalterischer Bedingungen konzeptionelle Ansätze zur Städtebau- und Wohnkultur des 21. Jahrhundert zu leisten."
"Unter den Aspekten Urbanität, Naturbezug, Identität und Optimierung der Orientierung im Stadtteil ist es Ziel des Projekts, aus der monofunktionalen einförmigen Plattensiedlung einen grünen Universitätsstadtteil zu schaffen, der aus der künstlichen, monolithischen Bauweise einen lebendigen und gegliederten Lebensraum entstehen läßt."
Der optimierte Stadtteil für die StudentInnen von morgen. Nur mit reichen Eltern bezahlbar.
"Im Rahmen des Projekts soll am Beispiel des Gartenbaus gezeigt werden, dass der Mensch durch geschickte Nutzung natürlicher Faktoren nachhaltig wirtschaften kann und dass sein Wirken für Umwelt, Natur und Mensch gemeinsam ein Gewinn sein kann."
Legitimation der menschlichen Eingriffe in die Natur.
Diese Effizienzhaltung wird innerhalb der EXPO in Hannover bis zur Legitimierung von Gen-Food ausgereizt.
Wenn mensch sich als Schöpfergott aufspielt, so soll dies im nächsten Jahrhundert Normalität werden und alles unter dem Blickwinkel der wirtschaftlichen Nutzbarkeit.
"Bei der Naturparkentwicklung im Thüringer Wald stehen Schwerpunkte wie umweltgerechte Regionalentwicklung, Kommunikation, Information, Bildung, Kultur, Freizeit, Mobilität und Strukturentwicklung im Mittelpunkt der Besucher-Informationseinrichtungen. Die Lösungsvorschläge und deren Umsetzung berücksichtigten sehr stark die jeweiligen Gegebenheiten der Region."
Der Thüringer Wald wird zur Ware degradiert und der Massentourismus gefördert.
"Durchführung von kulturellen, touristischen, gesundheitsbezogenen und wissenschaftlichen Präsentationen unter besonderer Berücksichtigung der weltweit einzigartigen Liquid Sound Unterwasserlicht- und Tonanlage im Thermalbad von Bad Sulza."
Der Mensch soll sich also in teuren, extra dafür hergerichteten, abgeschlossenen Räumen entspannen und erholen. Somit braucht auf Luftverschmutzung und gesundheitsschädliche Lebensverhältnisse außerhalb nicht eingegangen zu werden.
"Die Imaginata ist ein Sinnesgelände zum Wahrnehmen und Staunen, Experimentieren und Spielen, Grübeln, Entdecken und Erfinden. Sie macht Lust auf technische und wissenschaftliche Entdeckungen und Probleme, Phänomene der Natur, der menschlichen Entwicklung und der Kunst."
"Aufgrund der besonderen Geschichte des KZ Mittelbau-Dora als Produktionsstandort von Hochtechnologiewaffen wie der Fernrakete "V2", zu deren Herstellung KZ-Häftlinge gezwungen wurden, lassen sich in der KZ-Gedenkstätte eindringlich die Gefahren eines menschenverachtenden Militarismus exemplarisch aufzeigen."
Auf diese Gefahr sollte auch im Bezug auf die EXPO und die dahinter stehende Ideologie aufmerksam gemacht werden.
"Das Projekt beabsichtigt mit Hilfe bereits vorhandener und noch zu schaffender Einrichtungen, eine die Bereiche Kultur, Bildung und Umwelt umfassende Darstellung der Geschichte, Gegenwart und Überwindung der deutschen Teilung im Eichsfeld. Dabei sollen anhand der jüngsten deutschen Geschichte und anhand regionaler Aspekte exemplarisch für andere Regionen in Europa und der Welt die Auswirkungen von Grenzziehungen auf das Leben von Mensch und Natur dargestellt werden und Impulse zu ihrer Überwindung gegeben werden."
Antinationales Projekt? Nein, hier wächst nur zusammen, was angeblich schon immer zusammengehört, nämlich "Großdeutschland".
Nach dem "Scheitern" des Realsozialismus in der DDR kann Mensch wieder stolz auf sein "Vaterland" sein. Die "Übernahme" der DDR durch die kapitalistische BRD sowie bestehende Ungleichheiten und soziales Gefälle zwischen West- und Ostdeutschland bleiben unbeleuchtet bzw. werden negiert.
Daß die Ostgrenze der europäischen Union immer höher und mörderischer wird, ist natürlich kein Thema in der grenzenlosen Region Eichsfeld.
Dieses Projekt wird auf folgenden Seiten noch genauer betrachtet.